Der Probst lässt den Dom wackeln

Tobias Schäfer reißt als neu inthronisierte „Schnook“ das Publikum mit

Von Margit Knab

WORMS. Novembertrüb und nichts, was den Menschen aufheitern könnte. Auch nicht der 11. 11., dieses Narrendatum, das nicht nur den Beginn der närrischen Session anzeigt, sondern in Worms auch auf die Traditionsveranstaltung des Wormser Carneval Clubs (WCC) „Schnooketreff“ hinweist. Kann diese Aktion wirklich den Menschen aus der Depri-Phase herausholen?

Dieser Treff schaffte es. Es war ein Fest der Fröhlichkeit, des Losgelöstseins von Pandemieängsten, des herzhaften Lachens, das zweieinhalb Stunden lang durch den Mozartsaal schallte. Ein gerüttelt Maß an dieser guten Stimmung beteiligt war die neu inthronisierte „Schnook“, der Probst am Dom Tobias Schäfer. Es stellte sich heraus, dass er ein geborener Karnevalist ist, einer, der über sich selbst lachen kann, der Verse schmiedet und auch noch singt. Die mehrheitlich nach guter Laune und positiven Gefühlen ausgehungerte Gästeschar feierte Schäfer, diese „Neuentdeckung“ am Narrenhimmel, mit donnerndem Applaus.

Überhaupt – man muss der Veranstaltung in Gänze applaudieren. Dem Mut der Verantwortlichen im WCC, ein „Schnooketreff“ in schwierigen Corona-Zeiten zu veranstalten. Und das an einem neuen Ort, im Mozartsaal, und zusammen mit einer „Damensitzung en miniatur“. Dazu waren alle Wormser Fastnachtsvereine auf der Bühne versammelt. Der eloquente Moderator Benjamin Müller führte durchs Programm, weil „der Chef vons Janze“, Torsten Brand, erkrankt war und nur „aus dem off“ zu hören war. Und Müller schaffte es, auch ohne Peinlichkeit in einer Fastnachtsveranstaltung eine Gedenkminute auszurufen – für Jakob Feickert und Wolfgang Meurer, verstorbene, langjährige Ehrenmitglieder.

Dann reihte sich ein humoristisches Highlight an das nächste: Die Narrhalla schickte mit Schnooketräger Matthias Matheis die beiden „Löwen vom Ludwigsplatz“ (Susanne Schulz-Matheis und Rüdiger Sälzer) auf die Bühne. Der „bleede Hobbes“ (Ralf Lauer von der Prinzengarde Gloria) rollte seine aus dem Ruder gelaufene Lebensgeschichte auf und die „Päpstin“ Annette Kienast-Kistner (Hausfrauenverein) wurde gefeiert für einen auch darstellerisch imponierenden Vortrag.

Für mitreißende, musikalische Einlagen sorgte Anke Becker vom Katholischen Frauenkreis Herrnsheim. Die „Zuckerschnude“ vom Liederkranz schickten Susanne Rotter und Stephanie Sauder mit dem anrührenden „Pegelheisje“ auf die Bühne. Zur Einführung, in der Programmitte und zur Verabschiedung präsentierten sich die „Wormser Schnooke“ vom gastgebenden WCC mit Unterstützung von Mirjam Dämgen sowohl Fastnachts-als auch Worms-verliebt.

Sabine Rödel, die „Schnook“ von 2019, meisterte mit Bravour die gar nicht so einfache Aufgabe, einen amtierenden Probst am Dom mit einer Laudatio für eine Narrenehrung vorzubereiten. „Er ist ein katholisch, flotter Käfer, der Probst am Dom, Tobias Schäfer“. Der frischgekürte Neu-Wormser bedankte sich singend für die Auszeichnung und betrieb gleichzeitig Vergangenheitsbewältigung: mit dem „Heile, heile Gänsje, es werd schun wieder gut“ ging er auf die „Haus am Dom“-Differenzen ein, die er nun als ausgeräumt betrachtete. Zusammen mit dem geballten Saalchor ließ der Schnooke-Probst den „Dom wackeln“ und näherte sich dem Ursprungstext mit eigener Ansage, „… do wackeln die Bääm, doch der Probst vom Dom der macht noch lang net hääm“.