Das Fastnachtsvirus verbreitet sich rasant

Die Lust auf Narretei ist zurück beim Schnooketreff / Veranstaltung beim Wormser Carneval Club mit großer Strahlkraft

Von Jean-Luc Busch

WORMS. Der Schnooketreff ist Tradition. Seit über 30 Jahren bildet er den Auftakt zur Wormser Fastnacht. Die Vereine kommen zusammen, um gemeinsam in die Kampagne zu starten. Geschichten werden erzählt, es wird sich ausgetauscht und auch ein paar Kostproben, worauf sich die Sitzungsgänger freuen können, werden abgegeben. Zudem wird alle zwei Jahre der Schnooke-Orden verliehen. Nur die Besten, Meister ihres Fachs, Menschen, die sich um die Wormser Fastnacht verdient gemacht haben, erhalten diese Auszeichnung. Nicht nur deshalb hat die Veranstaltung vom Wormser Carneval Club eine hohe Strahlkraft. Der Schnooketreff ist ein Fingerzeig, wie es um die fünfte Jahreszeit in Worms bestellt ist. Die Nachricht aus diesem Jahr ist eindeutig: endlich wieder Fastnacht – und zwar gemeinsam. Die Begeisterung, die Lust auf Narretei, das Sehnen, die Leute wieder zum Lachen zu bringen, war bis in die letzte Ecke des Mozartsaals zu spüren.

„Ich bin sehr glücklich“, bilanziert Torsten Brand. „Es war schön zu sehen, wie alle gestrahlt haben“, führt der Erste Vorsitzende des WCC weiter aus. Ohne Maske war dies auch deutlicher zu sehen. Auch das dreifach kräftige Helau geht so leichter von den Lippen. Je länger der Abend ging, umso lauter und vertrauter klang es in den Ohren. Die zwei Jahre mit Corona haben bei den Fastnachtern doch ihre Spuren hinterlassen. „Es ist schon wieder etwas Neues“, gestand Brand noch vor der Veranstaltung. Gegen Mittag glich das Bild noch dem aus der Pandemie. Der Mozartsaal war fast klinisch leer.

Techniker vom Wormser brachten die Scheinwerfer in Stellung. Das Team vom Wormser-Montags-Magazin brachte die Kameras für die Liveübertragung im OK Worms in Position.

Es war doch nur die Ruhe vor dem Sturm. Als um 19.11 Uhr der Narrhallamarsch erklang, war der Saal gut gefüllt. Die närrische Jahreszeit konnte anbrechen. Spätestens nach dem ersten Auftritt war den Letzten klar, dass es wirklich wieder losgeht. Die Tanzgruppe Mini-Hoppers vom Wormser Hausfrauenverein begeisterte zu „Jetzt geht’s los“ von den Höhnern. Die Songwahl war vortrefflich. Auch aus Sicht von Benjamin Müller. Er hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, die Fastnacht sauber zu halten. Vor allem in der Musik. „Problemsongs“ wie Layla dürfen nämlich auf keinen Fall mehr gespielt werden. Nach und nach wurde jeder Evergreen auf den Index gesetzt. „Von Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang bis zu „Joana“ von Roland Kaiser – nichts blieb auf der Playlist. Das Lachen im Saal klang hingegen noch nach. So auch bei Benedict Schulz. Der Fastnachter von der Narrhalla trat als traumatisierter Masken-Träger auf. Gesanglich berichtete er humorvoll von den Problemen beim Niesen mit Mundbedeckung – wobei in gewissen Fällen nur Niesen doch das geringere Übel sei.

Vor dem nächsten Auftritt wurde es allen doch ein wenig mulmig. Ein Virus hatte sich nämlich angekündigt. Benjamin Müller fragte extra zweimal nach, ob man ihn denn wirklich hineinlassen wolle. Das Publikum bejahte – eine gute Entscheidung. Schließlich handelte es sich nur um das „VDFA“(Virus der Fastnacht) in Gestalt von Thomas Diefenbach. Der Redner vom Liederkranz erzählte, wie er jedes Jahr Menschen infiziert. Typische Symptome seien Lachkrämpfe oder Singen und Tanzen auf der Straße. Im Mozartsaal hat sich das Virus jedenfalls erfolgreich verbreitet. Beim anschließenden Auftritt der Wormser Schnooke (WCC) wurde lauthals mitgesungen, die Büttenrede von „Die Dollbohrern“ Anja Bauer (Griwwelbisser) sorgte für Lachkrämpfe. Weiter ging es mit einem musikalischen Schmankerl. Die Gruppe „ZartBitter“(Wormser Hausfrauenverein) sang von „der guten alten Zeit“ – das ganze a capella und in schönsten Harmonien. Eine gute Zeit hatte auch Kreuzfahrer Hans-Jürgen Zeimet. Eingesprungen für Ralf Lauer, berichtet er im Zwiegespräch mit Birgit Weber (alle Prinzengarde Gloria) von seinen witzigen Erlebnissen auf hoher See. Mit dieser kennen sich die Magic Ploppendales von der Narrhalla aus. Die Tanzgruppe legte als „närrische Fischerwääd“ eine flotte Sohle aufs Parkett. Für das Solo von Volker Ruppert als Bojemäschter gab es Extra-Applaus.

Absoluter Höhepunkt war aber das „Grußwort des Propstes“. Dompropst Tobias Schäfer zeigte, warum er 2021 zurecht mit der „Wormser Schnook“ ausgezeichnet wurde. Unter lauthalsem Gelächter nahm er es mit einem schweren Gegner auf – dem Alkohol. In Versform und in Tat wurde er vernichtet. Das Publikum dankte für die grandiose Vorstellung mit tosendem Applaus.

Zum großen Finale kamen noch mal alle auf die Bühne. Gemeinsam wurde „Wenn der Narrhallamarsch erklingt“ gesungen. Der Moment verdeutlichte nochmal die Nachricht des Abends. Endlich wieder Fastnacht – und zwar gemeinsam.