WCC begeistert im proppenvollen Mozartsaal

„Endlich” war das meistgehörte Wort in der Damensitzung des Wormser Carneval Clubs: Endlich Fastnacht, endlich wieder alles und jeden auf die Schippe nehmen

Von Johannes Götzen

WORMS . Da kommt doch tatsächlich dieser Möchte-Gern-Lauterbach auf die Bühne im Mozartsaal, noch bevor WCC-Sitzungspräsident Benjamin Müller auch nur die Chance gehabt hätte, seine Begrüßung zu vollenden. Masken! Alle sollen Masken tragen! Sofort! Aber da hat er nicht mit den WCC-Aktiven, mit den Wormser Schnooke und schon gar nicht mit „Tamara, die tanzende Fleischwurst” gerechnet. Schnell ist der Störenfried überwältigt und es kann losgehen: „Feiert Fastnacht mit uns”, singt der Saal.

Politik

Das ist natürlich die Stärke der Wormser Schnooke. Die Baustellen, na klar, bewegen die Fastnachter. Es tritt also auf: Der Bauarbeiter des EWR, was bekanntlich die Abkürzung für „Einer wird ruhen” ist. Und da es also „der” und nicht „einer der” Bauarbeiter ist, geht es nicht wirklich vorwärts. Zwei Klimaaktivisten mit gigantischen Tuben Kleber bekommen derweil einen guten Rat: Sie sollen sich auf die Rheinbrücke kleben, damit nicht so viele ungebetene Gästen aus dem Ried nach Worms kommen.

Ein erster Höhepunkt des Abends: WCC-Vorsitzender Torsten Brand als Bürgermeisterin Stephanie Lohr. Das ist nicht nur eine Augenweide, wie die Frau Bürgermeisterin in vielen Sätzen absolut nichts über das Projekt „Worms wird wow” sagt, ist gekonnt. Für die Schnooke steht fest: Für Stephanie Lohr ist in Worms noch eine Steigerung drin. Fotos mit OB-Amtskette liegen schon einmal bereit.

Benjamin Müller ist Allround-Talent und nicht nur Sitzungspräsident sondern auch in der Bütt aktiv, mit einem besonderen Fernsehzusammenschnitt namens „Fastnacht total”. Er beschreibt den Wahnsinn der unterschiedlichen Regelungen zur Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr anhand einer Reise vom Rosengarten (da wohnt er wirklich!) nach Forchheim bei Nürnberg. Und das ist gerade erst eine Woche her. Das 9-Euro-Ticket dagegen war prima, das lohnte schon für die Fahrt zu den Marktwinzern. Aber jetzt das 49-Euro-Ticket? Die Lösung ist simpel: Die Marktwinzer werden künftig jeden Tag an der Dreifaltigkeitskirche stehen, dann rechnet es sich.

Kokolores

Das haben sie alle drauf! Roger Kegel ist als Tamara im silbern glitzernden Kleid oder im kleinen Schwarzen nicht nur eine Augenweide, sondern mit einem frechen Wormser Schlappmaul gesegnet. Oder Aileen Beth, die ebenfalls in bestem Wormserisch babbelt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Babysitter ist sie für die Kleinen der WCC-Aktiven und überlegt, ob man in der Vinothek vielleicht ein Bällebad einrichten sollte. Und sie erinnert sich an die große Enttäuschung in der eigenen Kindheit: Am Ende der Schnitzljagd gab es nie Schnitzel.

Wer kennt es nicht: Die Kassiererin im Supermarkt hat ihren Kaffee nicht bekommen und ist entsprechend grantelig. Auf die Frage der Kundin, ob die Tomaten Bio sind und woher der Bauer kommt, lautet die Antwort: Nicht von überm Rhein. Auch sonst erinnern die Szenen, gespielt, gesprochen und gesungen, so manches Mal an den eigenen samstäglichen Einkauf. Alles aus dem echten Leben.

Birgit Kranz stellt fest, dass sie immer älter wird. Statt Sex, Drugs und Rock´n´Roll gibt´s heute Apothekenumschau, Voltaren und Helene Fischer. Der Brüller war aber der Wunsch nach einem Glas Wasser: „Ich bin aus der Fischerwääd. Ich trink keinen Alkohol.” Da gefühlt die ganze Gasse entweder auf dem Podium oder im Saal saß, gab’s heftige Zustimmung. Francesco Romano ist DJ an diesem Abend, aber auch immer wieder in Vorträge eingebunden. Als die Garde zum Fegen der Bühne antritt, fragt er laut: „Seid ihr von der Stadt? Sieben Mann und drei Besen.”

Dass sich der WCC keine Nachwuchssorgen machen muss, zeigte Isabella Lenz mit ihren Erlebnissen aus der Schule. Gerade einmal elf Jahre jung meisterte sie ihren Vortrag mit Bravour.

Gesang

Es wird viel, gern und gut gesungen beim WCC, eigentlich den ganzen Abend hindurch. Solo von Mirjam Dämgen in einer Liebeserklärung an die Heimatstadt und natürlich immer wieder in der Gruppe, vor allem natürlich die „Wormser Schnooke”.

Tanz

Oh ja! Ob die „Konfettis”, die „Smileys” oder natürlich das WCC-Ballett, das Tanzbein wird ordentlich geschwungen, den klassischen Can-Can sieht man genauso wie Lateinamerikanisches oder Hip Hop. Ein großes Vergnügen. Was auch für die Parkboyz gilt, die in Nonnenkostümen ebenso viel hermachen, wie mit ihren Sixpacks. Vergesst die Chippendales!

Fazit

Es gibt viel zu meckern in und über diese Stadt. Aber ob Vortrag, Gesang oder Bühnenbild: Der WCC würde sich nicht so vortrefflich lustig machen, würden sie alle dieses Worms nicht so sehr lieben. Ein Abend von und für Wormser.

HINTER DEN KULISSEN UND MITWIRKENDE

Technik: kvg

Licht: Dawn Concepts

Programmheft: Roger Kegel, Sebastian Weil

DJ: Francesco Romano

Konfettis: Training & Choreografie Angelina Berres

Smileys: Training & Choreografie Anna Goedeke

Kräppelinos: Birgit Kranz, Daniela Lenz, Tanja Sittel, Alexandra Brand, Catrin Berkes

Wormser Schnooke: Thomas Hammes, Torsten Brand, Michael Götz, Martin Sauer, Marc Sittel, Michael Helfrich, Dominique Huss, Alexander Lenz, Werner Mildeberger. Musikalische Leitung, Arrangement und Liedtexte: Torsten Brand. Sprechtexte: Marc Sittel und Dominique Huss

WCC-Ballett: Training & Choreografie Anna Goedeke

Parkboyz: Training & Choreografie Kai Spang