Politik kriegt ihr Fett weg beim Wormser Carneval Club

Von Manfred Janß

Scharfzüngige Redner, Tanz und Kokolores sorgen für einen rundum gelungenen Abend, an dem die Genossen jedoch nichts zu lachen hatten.

WORMS - Eine „Hashtag-Fastnachtsparty 4 x 11“ ließ der Wormser Carneval Club bei seiner 44. Damensitzung am Samstagabend im Mozartsaal vom Stapel und am Ende ein begeistertes Publikum zurück. Die Wormser Stadtpolitik dagegen konnte nur in Deckung gehen. Die Genossen hatten’s wohl geahnt, denn Sitzungspräsident Benjamin Müller sah bei der Begrüßung der politischen Ehrengäste nur schwarz.

Politischer Vortrag
 
Doch einer aus der SPD hatte sich hervorgetraut, und das gleich auch noch auf die Bühne. Christoph Sippel, der sich anschickt, in Rheindürkheim Ortsvorsteher zu werden (und Neffe übrigens von Heiko Sippel, der in Alzey gerne Landrat werden würde), wetterte als „Wormser Penner“ von der Parkbank munter gegen die eigenen Reihen: „Der Michi war so siegessicher, dabei hatten die Leit vum Michi die Schnauz randvoll“, und fragte sich, ob nicht vielleicht doch ein anderer Kandidat „guth“ gewesen wäre. Was den neuen OB erwarten könnte, hatte Christoph Sippel auf der Rodelbahn in der Stephansgasse vor Augen, als er Kessel und Franz mit Karacho in den Vannini sausen sah. Sitzungspräsident Benjamin Müller lobte den „Eisbrechervortrag“ zum Auftakt zu recht.
Der Chef des Elferrats stieg auch selbst in die Bütt und hatte sich dort die Vinothek im Verkehrshäuschen vorgenommen. „Guckschd du schief unn laafschd du schräg, dann warschde in de Vinothek“, könnte er sich vorstellen. Wer Stammkunde dort wird, weiß Benjamin Müller übrigens auch schon – das Ordnungsamt: „Erschd e Knöllsche, dann e Schörlsche.“
Mit Ilias Romeos stand Benjamin Müllers Vorgänger ebenfalls in der Bütt und orakelte als „Hexenmeister“, die Eröffnung des Parkhauses am Dom liege wohl irgendwo zwischen Stuttgart 21 und dem Berliner Flughafen. Über die Zukunft von bald Ex-OB Michael Kissel hatte er sich ebenfalls so seine Gedanken gemacht. Als „Prinz vun de Anhäuser Mühl“ sieht er dessen Alterssitz in Monsheim – oder doch als Landrat? Worms „einzukreisen“ biete sich schließlich an, denn das Landratsamt stehe ja noch leer.
 
Kokolores
 
Unterhaltung vom Feinsten boten die „Wormser Schnooke“. Als Ledertänzer im Ruhestand mit Rollator und Krückstock schossen sie eine Rakete nach der anderen ab. Zum Brüllen geriet ihr Abgesang auf das Niedrigwasser im Rhein, als aus Udo Jürgens’ „Griechischem Wein“ „Niedriger Rhein“ wurde und aus Rudi Carrells „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ „Wann gibt’s im Rhein mal wieder Wasser?“ Kissel wird ab Juli arbeitslos – von welcher Arbeit? Fürs Ordnungsamt gibt’s 70 Bewerber, aber die passen nicht ins Raster Kosubek, beim Parkhaus am Dom tut sich nix, und so wurde aus „Sounds of Silence“ von Simon und Garfunkel „Wormser Stillstand“. Einfach klasse.
 
Bei Garderobenfrau Aileen Beth wird ja alles Mögliche abgegeben, „vom Führerschein bis zur Stuhlprobe“. Nächstes Jahr gibt sie sich den Job daher nicht mehr, sondern geht lieber gleich an die Bar. Wer in Worms einen Handyladen sucht, ist bei den „Kräppelinos“ genau richtig: „Der ist doch gegenüber der Shisha-Bar, die gegenüber vom Friseur, wo gegenüber der Bäcker und der Dönerladen ist.“
 
Tanz
 
Eine Hommage an Freddy Mercury und die legendäre Rockgruppe „Queen“ zauberten die „Konfettis“ auf die Bühne, einmal quer durch die größten Hits. Eine geradezu galaktische Vorstellung gab das WCC-Ballett. Zunächst als akrobatische Astronauten, mutierten sie zu blauen Außerirdischen, was schließlich auch die „Men in Black“ auf den Plan rief – eine wahrhaft phantastische Bühnenshow. Das Männerballett „Parkboyz“ fegte in Bermudas über die Bretter und erzählte tänzerisch mit erstaunlicher Choreografie, was so passiert, wenn Männer in der Horde auf Malle Urlaub machen. Den tänzerischen Auftakt gaben die jüngsten WCCler, das Kinderballett „Smileys“.
 
Musik
 
Celina und Daniela Lenz besangen zur Einstimmung die fünfte Jahreszeit, Jean-Luc Busch gab einmal mehr den WCC-Pianisten, Mirjam Dämgen verriet musikalisch, was es mit der „Hashtag-Partyfastnacht“ auf sich hat, und die WCC-Sitzungsband begleitete fetzig durch den Abend.
 
Fazit
 
Beste Unterhaltung, starke politische Vorträge, Kokolores mit Niveau, das war ein runder Abend.