Mit Sangeskraft und Seitenhieben 

Saalfastnacht, die Spaß macht: Damensitzung des Wormser Carneval Clubs 

Von Margit Knab

WORMS – Es wimmelte von Security am halb verrammelten Eingang zum Mozartsaal. Musste sein, denn „Wegen Narretei vorübergehend geöffnet“ war zu lesen, wobei die Betonung auf „vorübergehend“ gelegt war. Eingedenk dieser zeitlichen Begrenzung schlüpften die Gäste schnell – aber überprüft – in die Halle, um ja nicht die Damensitzung des Wormser Carneval Clubs (WCC) zu versäumen. 

Als Backfischfestbesucher war man ja gewarnt. Die urplötzliche Schließung des halb leeren Weinzeltes wegen Überfüllung saß den meisten noch im Nacken und die Kommentierung dieses traumatischen Erlebnisses lag Sitzungspräsident Benjamin Müller auf der Zunge: „Drin sein ist alles. Wenn Sie rausgehen, kommen Sie halt nicht mehr rein. Das ist das äußerst flexible Wormser System“. Nach diesem Eingangsvortrag schwang Benjamin Müller fast fünf Stunden lang lockerflockig das Präsidentenzepter. Wie ein roter Faden zog sich die Ungeheuerlichkeit einer „unmotivierten Weinzeltschließung“ durch die Rede- und Gesangsbeiträge. Bis ins Mark getroffen war davon auch der „Penner“ Christoph Sippel. Er kündete dazu vom „Weinsheimer Lampeneklat“. „Und die Moral von der Geschicht? Aufträge der Stadt verjähren nicht“. Gleiches Thema, anderer Redner. Weil „beim ebwo die Linke nicht weiß was die Rechte macht“, hatte Ilias Romeos als leibhaftiges „Hagendenkmal“ nur den Wunsch, „dass bei de Stadt, von uns heiß erfleht, den Leuchten dort ein Licht aufgeht“.

Wortgewandtes Denkmal

Auch als „Denkmal“ war Romeos gewohnt spitzzüngig: Er habe den Nibelungenschatz nicht in den Rhein geworfen, bekannte er, sondern die Stadt hätte ihn verramscht bei „Bares für Rares“. Marcus Held sei beileibe kein Held, sondern nur die Low-Budget-Version eines Heroen. „Hagemanns Schuhe sind ihm viel zu groß“. Süffisant ordnete er den wiederum fürs Amt kandidierenden OB als „Mutti Merkel vom Rhein“ ein und die Nibelungenweihnacht als „Gliehwoikerb“. Unbelastet von Wormser Befindlichkeiten, die andere Büttenredner in Fastnachtsrage brachten, war Heiko Meier. Mit viel körperlichem Einsatz erzählte er von seinem missglückten „Urlaub auf Malle“, bei dem ihm so die Stimmung verhagelt war, dass er sein Schnitzel in den Kummerkasten seines Sieben-Sterne-Hotels warf.

Mehr als sieben Sterne dürfen seit vielen Jahren an die Gesangsgruppen des WCC vergeben werden. An die „Wormser Schnooke“, zum Beispiel, eine der Säulen glorreicher Fastnachts-Kampagnen. In weiser Voraussicht präsentierten sie stimmgewaltig schon einmal den Rheinland-Pfalztags-Umzug, aber auch die „Nie-gelungen- Weihnacht“ und bedauerten, dass die Nibelungen in Worms nicht nur sagenhaft, sondern ebenso rätselhaft seien. „Den geilsten Ort der Welt“ hatten die „Kräppelinos“ gefunden: Den Stand der Wormser Marktwinzer besangen und umtanzten sie und begeisterten sich immer wieder aufs Neue an „Worscht un Woi“ und dem „bunten Völkchen, das sich dort samstags zum Frühschoppen trifft.

„Einzelkämpfer“ am Klavier war in diesem Jahr zum zweiten Mal Jean-Luc Busch. Der Singer-Songwriter-Pianist präsentierte in einer temperamentvollen One-Man-Show seine anspruchsvollen Überlegungen: Wenn er nicht 19 wäre, und damit zu jung, würde er als OB-Kandidat Furore machen. Toll fand er, dass nach Michael Kissel eine Wiese benannt wurde, Gernot Fischer mit der „Fischerwääd“ unsterblich ist, sein Name Jean-Luc Busch leider schon verfrühstückt sei, „denn eine Buschgasse gibt es in Worms schon“.

Mitreißende Tanzgruppen

Richtig rund werden die Damensitzungen durch die mitreißenden WCC-Tanzgruppen. Die Kinderballetttruppe „Smileys“ tanzte sich allerliebst mit Alice durch das Wunderland. Tänzerisch eine Geschichte erzählen, das war auch das Anliegen der „Konfettis“. Sie hatten die Blues Brothers aus der Versenkung hervorgeholt und mit sportlich-akrobatischem Leben erfüllt. Das WCC-Ballett fing die Gäste nach der Pause in einer Bauarbeiterformation ein und heizte in Windeseile die Schunkel-Stimmung an. Die kochte förmlich über beim Auftritt der „Parkboyz“. Ein Männerballett ohne tuntigen Einschlag, ein Vortänzer (Roger Kegel), der mit lasziver Beweglichkeit sich das Hemd vom Körper reißt und seine glatt rasierte Brust zeigt und eine Compagnie, die als „Chippendales im Altersheim“ eine sensationelle Gemeinschaftsleistung zeigen, so wünscht man sich Saalfastnacht, die Spaß macht.